Das Pfarrhaus Martin Niemöllers bildet gemeinsam mit der St.-Annen-Kirche, dem Kirchhof und dem historischen Gemeindehaus, dem Ort der Dahlemer Bekenntnissynode von 1934, ein authentisches Erinnerungsensemble, das für viele Interessierte aus Deutschland und der Welt die Geschichte direkt vor Ort fassbar und vorstellbar macht.
Die Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Dahlem hat das Martin-Niemöller-Haus in der Pacelliallee 61 saniert und entwickelt es zu einem Erinnerungs- und Lernort weiter, der heutigen Anforderungen
entspricht. Das Martin-Niemöller-Haus ist ein für Berlin bedeutsamer Ort der Erinnerung an die Zeit des Kirchenkampfes und des Widerstandes gegen die Nazi-Diktatur. Wir erinnern an
den kirchlichen Widerstand und an das Engagement der Dahlemer Mitglieder der Bekennenden Kirche und fragen dabei nach den Implikationen des historischen Geschehens für heutiges gesellschaftliches
Handeln. Wir erinnern auch an das Versagen von Christinnen und Christen angesichts des Antisemitismus und des Leidens der vielen Opfer des NS-Regimes.
Das Martin-Niemöller-Haus steht unter Denkmalschutz. Es wurde zusammen mit dem Garten 1910 im englischen Landhausstil durch den Architekten Heinrich Straumer errichtet, dessen bekanntestes Bauwerk
der Berliner Funkturm ist.
Zwei Säulen tragen die inhaltliche Arbeit des Martin-Niemöller-Hauses:
1. die Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Dahlem und
2. der Verein Martin-Niemöller-Haus e.V..
Der Evangelische Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf ist einer unserer Kooperationspartner. Koordiniert wird die Arbeit inhaltlich durch einen Programmbeirat, der sich an dem pädagogischen Leitbild des
Hauses orientiert: Erinnern – Lernen – Handeln.
Erinnern: Durch die vielfältige Nutzung des Erinnerungsortes bei Veranstaltungen, Seminaren, Ausstellungen und Führungen wird der aktive Widerstand der Bekennenden Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus thematisiert, und es wird nach seiner Bedeutung für die heutige Generation gefragt. Dies schließt eine kritische Sicht auf die Bekennende Kirche und ihre fragwürdige Haltung angesichts der offenen Diskriminierung von Menschen jüdischen Glaubens und von anderen Opfergruppen mit ein. Diese selbstkritische Perspektive hat auch Konsequenzen für die Beurteilung anderer historischer Epochen, wie sich an der Diskussion im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017 um die Wurzeln des kirchlichen Antijudaismus zeigt. Aktuell kooperieren wir in der Erinnerungsarbeit intensiv mit der Stiftung Topographie des Terrors.
Lernen: Das Martin-Niemöller-Haus versteht sich als außerschulischer Lernort. Bildungsangebote zu den gesellschaftspolitischen
Zukunftsfragen von Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung werden beteiligungsorientiert gestaltet. Basis ist ein evangelisches Bildungsverständnis, das nicht nur Wissen und Können,
sondern auch Werte und Haltungen vermittelt. Das Martin-Niemöller-Haus ist ein inklusiver Lernort für alle Menschen, unabhängig von ihren Begabungen oder Einschränkungen, von ihrem religiösen oder
kulturellen Hintergrund.
Handeln: In diesem Lernprozess werden Strategien entwickelt, um für Veränderungen einzutreten und im eigenen Umfeld umzusetzen. Die
Erfahrung, selbst etwas tun zu können, ist gerade für junge Leute wichtig. Wir bieten ihnen einen Rahmen für ihre Aktivitäten, ihre Seminare und ihr Engagement, damit sie sich mit den Fragen
auseinandersetzen können, die ihnen unter den Nägeln brennen. Dabei kooperieren wir mit einer großen Bandbreite von Partnern, wie z. B. dem Internationalen Versöhnungsbund, der Aktion Sühnezeichen –
Friedensdienste (ASF) oder der Society for International Development (SID). Wir unterstützen Initiativen, wie die Verlegung von Stolpersteinen, die im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
in unserer Region gesetzt werden. Das Martin-Niemöller-Haus bietet vielfältige Möglichkeiten und fördert freiwilliges Engagement von Menschen aller Altersgruppen.